DAs fahrrad IM WANDEL DER ZEIT

Sei es die morgendliche Fahrt zur Arbeit, die Fahrradtour am Wochenende mit der ganzen Familie oder das professionelle Rennen – das Fahrrad gehört ganz selbstverständlich zu unserem Alltag und Straßenbild dazu. Werfen wir daher einen Blick auf seine Geschichte und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat.


Wie es mit dem Fahrrad anfing: Draisine, Tretkurbelveloziped und Hochrad


Die Draisine

Als Urvater des Fahrrads gilt Karl Freiherr von Drais. Anfang des 19. Jahrhunderts hatte er die Idee, zwei Räder hintereinander statt nebeneinander anzuordnen und das Ganze lenkbar zu gestalten. Im Jahre 1817 stellte er der Öffentlichkeit seine Draisine vor und demonstrierte in drei Fahrten ihr Können:
Die Jungfernfahrt fand von Mannheim zum Schwetzinger Relaishaus statt und ließ ihn eine Geschwindigkeit von 13 bis 15 km/h erreichen.Draisine vor weißem Hintergrund Im Schwarzwald auf der Strecke von Gernsbach nach Baden-Baden führte er eine „Bergfahrt“ durch und war dabei doppelt so schnell wie ein Fußgänger. Und abschließend erfolgte eine Fernfahrt, bei der von Drais die 50 Kilometer lange Strecke von Karlsruhe nach Kehl innerhalb von vier Stunden zurückgelegt haben soll. Damit bewies er, dass er schneller als Fußgänger und sogar als Postkutschen war.
Der Erfolg dieser Testfahrten machte die Draisine zwar zunächst zum Hit, allerdings geriet dieErfindung dennoch schnell wieder in Vergessenheit, sodass es für mehrere Jahrzehnte keine wesentlichen technischen Neuerungen auf diesem Gebiet gab.

Das Tretkurbelveloziped

Diese Neuerungen kamen schließlich im Jahr 1867. Auf der Weltausstellung in Paris präsentierten Pierre Michaux und sein Sohn sowie die Brüder Olivier das Veloziped. Tretkurbelveloziped vor weißem HintergrundDie Besonderheit an diesem Gefährt waren die direkt am Vorderrad angebrachten Pedale. Schnell war dieses neue Tretkurbelveloziped erfolgreich und wurde zur modernen Form der Fortbewegung. Handlich war es allerdings nicht: Da der Rahmen aus Metall gefertigt war und auch die Räder aus Eisen bestanden, wog dieses Rad ungefähr doppelt so viel wie die Draisine, was das Fahren damit sehr träge und schwerfällig machte.

Das Hochrad

Daher wurde nach Wegen gesucht, das Veloziped zu verbessern. Da die Größe des Vorderrads die Geschwindigkeit erhöhte, wurde das Vorderrad immer größer und größer, bis das Hinterrad nur noch einem Stützrad gleichkam – das Hochrad war geboren.Hochrad vor weißem Hintergrund
Allerdings war das Vorderrad nun so groß, dass die Füße nicht mehr auf den Boden reichten, was den Aufstieg nicht nur beschwerlich, sondern auch gefährlich machte. Der Aufstieg aufs Hochrad war nämlich nur möglich, indem man Anlauf nahm und während des Rollens seitlich auf den Sattel grätschte. Und damit war die Gefahr noch nicht überstanden: Beim Überfahren von Hindernissen konnte man leicht das Gleichgewicht verlieren und schwer stürzen, wodurch eine Fahrt im schlimmsten Fall sogar tödlich enden konnte.

 


Das Fahrrad auf dem Weg in die Moderne: Rover, Montainbike und E-Bike


DEr Rover

Für dieses Problem wollte John Kemp Starley eine Lösung finden und arbeitete an einem neuen Modell, das in drei wesentlichen Punkten eine Verbesserung darstellen sollte: Das Rad sollte eine neue Rahmengeometrie besitzen, eine verbesserte Nutzung der Muskelkraft ermöglichen und gleichzeitig dem Fahrer größere Sicherheit bieten. Im Jahr 1884 war es dann so weit: Auf der Stanley Veloshow in London präsentierte er den „Rover“, der diese Anforderungen erfüllte, gleich große Räder hatte und gemeinhin als das erste moderne Fahrrad gilt.

Vorurteile und Weltrekord

Allerdings hatte sich das Hochrad trotz seiner Nachteile zum modernen Gefährt für junge Männer entwickelt und stand für Prestige und Sportlichkeit. Als Starley daher sein Sicherheitsrad vorstellte, erntete er dafür erst einmal Spott; die freundlichsten Kritiker bezeichneten es als gute Alternative für ältere oder ängstliche Fahrer.Lachender Mann in weißer Jacke fährt vor modernem Gebäude Fahrrad

Daher beschloss er, wie schon sein Onkel James Starley, ein Rennen zu organisieren, um die Überlegenheit seines Modells zu beweisen. Auf einer Strecke von London nach Brighton und über Shoreham zurück engagierte Starley sogar denselben Fahrer wie schon sein Onkel damals – und stellte mit dem Rover prompt  einen neuen Weltrekord auf.

Dieser Erfolg rehabilitierte den Ruf des Rovers und machte ihn zum Prototyp des modernen Fahrrads: Im Laufe der Zeit erfuhr er im Wesentlichen nur noch Detailverbesserungen, sodass Form und Art der Bedienung bis heute erhalten geblieben sind. Zwar verlief die Erfolgsgeschichte des Fahrrads von da an nicht mehr linear, denn mit den beiden Weltkriegen sowie der Erfindung des Autos ließ die Nachfrage zunächst stark nach, jedoch lebte sie mit der Fitnessbewegung in den USA der 1960er Jahre neu auf.


 

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Das Mountainbike

So kam es, dass Anfang der 1970er Jahre eine Gruppe bergbegeisterter Hobbyradfahrer rund um Joe Breeze, Charles Kelly und Gary Fisher auf die Idee kam, die sportliche Herausforderung in den Bergen mit dem Fahrradfahren zu verbinden. Auf dem Mount Tamalpais in Kalifornien Radsportler fährt mit Mountainbike einen Gebirgspfad entlangversuchten sie sich stets an neuen halsbrecherischen Routen. Ihre gewöhnlichen Fahrräder, die sie dafür zunächst verwendeten, waren jedoch für Straßen gemacht und hielten den steilen und schottrigen Berghängen nicht stand. Häufig zerbrachen sie schon nach nur einer Fahrt. 

Also begannen sie aufzurüsten. Sie besorgten sich von Flohmärkten oder Schrottplätzen alte Fahrräder der 1930er und statteten sie mit Gangschaltungen, breiteren Reifen, besseren Bremsen und robusten Lenkern aus. Die Erfindung des Mountainbikes – wenn auch der Name zu dem Zeitpunkt noch nicht fiel – wird schließlich Joe Breeze zugeschrieben, der im Jahr 1977 als Erster für seine Fahrräder auch eigene Rahmen entwickelte, statt lediglich alte Fahrräder umzurüsten.

Erste Produktion Von Mountainbikes

1979 gründeten Fisher und Kelly zusammen mit dem Schweißer Tom Ritchie eine Firma, um ihre „Mountainbikes“ zu vertreiben. Was anfangs nur als Name für diese Serie gedacht war, setzte sich bald für die gesamte Fahrradgattung durch. Und obwohl die Produktion nur sehr langsam voranschritt, da man im Voraus bestellen und monatelang auf die Lieferung warten musste, erfreute sich das Mountainbiking dank immer häufiger organisierter Rennen sowie Publikationen in Fachzeitschriften bald immer größerer Beliebtheit.

Auch Mike Sinyard, Geschäftsführer des Fahrradkomponenten-Herstellers Specialized Bicycle Imports, wurde darauf aufmerksam. Er verlagerte die Produktion nach Japan und launchte 1980 die erste Mountainbike-Großserie, den „Stumpjumper“. Diese konnte er nun für einen deutlich günstigeren Preis anbieten und sie werden bis heute produziert.


Das E-Bike

In den 1990er Jahren hatten dann Fortschritte in Akkutechnologien Einfluss auf die Welt der Fahrräder. Die Erfindung der Lithium-Ionen-Akkus ließ nämlich eine Fahrradart, die zwar nicht in Vergessenheit geraten war, jedoch nie so richtig ihren Durchbruch erlebt hatte, doch noch ein Revival erleben: das E-Bike.

Von heizenden Kesseln und Jahrmärkten

Existiert hatte das E-Bike nämlich schon lange. Bereits in den 1860er Jahren begann man, nach Wegen zu suchen, Fahrräder zu motorisieren. Zunächst war dies dampfbetrieben erfolgt. Junge Frau möchte mit gelbem E-Bike an einer Kreuzung Zebrastreifen überquerenSo hatte der Amerikaner Sylvester H. Roper Ende der 1860er ein dampfbetriebenes Fahrrad (und etwa zeitgleich und unabhängig von ihm auch Pierre Michaux) vorgestellt. Dieses "Dampfrad" war allerdings sehr wackelig und der Kessel war direkt unter dem Sattel angebracht, was für den Fahrer sehr unangenehm war. Deshalb konnte sich dieses Modell nie etablieren und war in erster Linie nur als Jahrmarktsattraktion zu bestaunen.

Die Sache mit dem Akku

Die aufkommende Elektrifizierung bot neue Möglichkeiten und 1895 meldete der US-Amerikaner Ogden Bolton ein Patent für ein Elektrofahrrad an, das allerdings noch keine Pedale besaß. Der Deutsche Albert Hänsel kombinierte dann Motor- mit Pedalantrieb und ließ es 1899 patentieren. Allerdings waren die Akkus zu diesem Zeitpunkt noch sehr sperrig und konnten zudem nur eine geringe Leistungsdauer aufweisen, weshalb sich für die nächsten 100 Jahre in Bezug auf Elektrofahrräder wenig tat.

Lithium-Ionen-Akkus ermöglichten es nun, leichtere Räder mit besserer Leistung herzustellen. Als sie durch die Massenfertigung von Laptops auch günstiger wurden, erlebten E-Bikes den Durchbruch. Zwar hatten sie zunächst noch mit dem Ruf zu kämpfen, Seniorenfahrräder zu sein, doch mittlerweile erfreuen sie sich über alle Altersgruppen hinweg großer Beliebtheit und machen derzeit in Deutschland 80 Prozent des Fahrradumsatzes aus.